Samstag, 20. Juli 2013

Schock am Lago Maggiore. Das Ende?

Vorgestern bin ich nach der Alpenüberquerung am Lago Maggiore angekommen um mich hier von den Strapazen zu erholen. Es ist wunderschön und ich genieße den Süden. Aber gestern dann der Schock. Seit Freiburg schmerzt meine linke Achillessehne. Und sie wird nicht besser. Ich habe nichts mehr davon erzählt weil ich wusste dass meine Mutter ansonsten hinterher kommt und mich vom weiterfahren abhalten würde ;). Irgendwie fühlt sie sich an als würde sie bei Bewegung innen drin "schaben". Gestern kam ich dann, nach dem Schreiben des letzten Blogs, auf die Idee mal nach Achillessehne + Schaben zu googlen. Schnell stellte ich fest, dass es eine Stufe einer Achillessehnen-Entzündung ist. Ohne Behandlung würde sie als nächstes deutlich dicker werden und irgendwann infolge der Reibung reissen. Und sobald eine Sehnen Entzündung chronisch wird ist sie nur sehr schwer wieder zu heilen. Ich war so unglaublich niedergeschlagen. Sollte das das Ende meine Reise sein? Soviel geschafft und doch nicht am Ziel? Jetzt mit dem Zug den Rest der Strecke zurückzulegen käme für mich dem Aufgeben gleich. Das ist mein Stolz und mein Ehrgeiz, der sich über die Vernunft hinwegsetzt. Was allerdings nicht intelligent ist, wenn sie reißt habe ich mein Leben lang eine chronische Verletzung. Ausserdem ist auf Elba mein Fahrrad mein Fortbewegungsmittel. Nachdem der erste Schock gewichen war und das rationale Denken wieder einsetzte, habe ich mich mit einigen Personen darüber unterhalten und bin in die Apotheke gefahren. Dem Apotheker die Situation erklärt, gab er mir Diclophenaksalbe welche ich nebst Kühlen auftrug. Dann folgte das physikalische Denken. Mache ich den sattel tiefer, wird das Dehnen und Stauchen der Sehne abgeschwächt; ein zusätzliches verschieben des Druckpunkts am Fuß auf die Pedale nach hinten entlastet sie ebenso. Ideal wäre natürlich nur mit der Ferse zu treten, wodurch die Belastung vollkommen über die Knochen übertragen werden würde. Aber da das ja nicht geht, habe ich die cleets (die clickverbindung an den Schuhen) weit möglichst nach hinten geschoben. Abends bin ich so in den Ort essen gefahren und siehe da, es fühlte sich wesentlich ergonomischer an. Wahrscheinlich resultierte die Verletzung aus einer viel zu hohen Sitzposition, die auch noch Kraft verschenkte. Heute morgen ging es der Sehne schon viel besser, ein schaben konnte ich nicht mehr feststellen. Wie geplant habe ich meine Sachen gepackt um nach Baveno zu fahren, 33 flache Kilometer am See entlang. Also keine Etappe sondern eher ein weiterer Ruhetag. Ganz gemächlich ging ich es an, war trotzdem nach 1 1/2 Stunden angekommen und doppelt so braun geworden wie auf der ganzen restlichen Tour. Heute brennt die Sonne so brutal von Himmel, dass ich mir fast einen Sonnenbrand auf dem Rücken geholt habe, obschon ich in Deutschland gänzlich ohne Tshirt gefahren bin. Eben habe ich wieder mein Zelt aufgebaut, was mittlerweile eine eingeübte Routine ist. Auf dem Campingplatz gibt es endlich Internet nach deutschen Verhältnissen. Meiner Sehne habe ich einen Salbenverband verpasst, und versuche so oft es geht eis zum kühlen zu bekommen. Immer wenn ich das versuche auf Italienisch zu sagen sind alle sehr hilfsbereit ;) Mein Plan für den Rest der Tour: Vielleicht werde ich morgen weiterfahren, vielleicht werde ich auch noch einen weiteren Tag ruhen. Die nächste Etappe geht nach Alessandria, 120 flache Kilometer. Wenn es mir dann gut geht, konmen 80 km nach Genua, was die Apennin Überquerung beibhaltet. Da gehts nochmal auf 700 Höhenmeter rauf. Wenn ich merke dass das nicht geht, werde ich mit dem Zug direkt nach La Spezia fahren. Denn die folgende Etappe Genua - La Spezia enthält dauerndes auf und ab. Danach sind die letzten zwei Etappen nur noch flach an der toskanischen Küste entlang. Ich gehe davon aus, dass das noch klappt. Aber jetzt, nachdem ich wieder guter Dinge und abgesehn von Sehne sehr glücklich bin, genieße ich einfach alles hier. Ich werde noch ein Paar schöne Bilder anhängen. Achja: mein Tacho sagt jetzt seit dem Losfahren in Köln 963 km und 51:38 h. Gerade habe ich mal alles was auf die Schnelle ging vom Fahrrad abmontiert um den Ort hochzufahren und ein paar Momente abseits des "Mainstreams" festzuhalten. Die Fotos sind toll geworden und das Fahrrad ging ab wie eine Rakete. Wenn man sich an die Trägheit gewöhnt hat "schlackert" es immer hin und her, weil es viel schneller reagiert. Jetzt geh ich erstmal eine gute Fischplatte essen, bei immernoch 30 Grad. Erkältung also kein Thema mehr. :) Einer muss noch: Wer hätte gedacht, dass mir meine Achillessehne noch zu meiner Achillesferse wird...Tata tata..:)

2 Kommentare:

  1. Hier kenn ich mich ja schon.Wahnsinn Luca. Jetzt weißt du auch für den Rest deines Lebens, was Achillissehne auf italienisch heißt ;)

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  2. Hector! Hector! Hector! Hector! Hector....

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