Montag, 22. Juli 2013

Baveno - Alessandria: Durchquerung der Wüste Gobi

Strecke: 130 km Fahrtzeit: knapp 6 h Heiß, Heiß und nochmal heiß. Das war das Motto des heutigen Tages. In etwa genau so wie bei euch Zuhause, nur dass die Sonne hier einfach nochn Stückchen krasser ist. Nach den 3 Tagen Rast am Lago Maggiore, an denen ich mich von den Alpen erholte und meine Achillessehne schonte, war ich ganz heiß darauf endlich weiter zu fahren. Wenn man einmal drin ist in dieser sportlichkeit, fühlt man sich ganz faul wenn man nix tut als rumgammeln. Gestern nochmal mit einer Gondel auf einen Berg hochgefahren und die Abfahrt genossen. Heute bin ich dann um 5 aufgestanden. Zum einen um den Sonnenaufgang mitzubekommen, zum anderen weil ich ahnte dass es heiß werden würde. Nachdem ich gegen halb 6 alles verstaut hatte ohne hoffentlich den ganzen Campingplatz aufzuwecken, gings los. Da ich jedoch ein Mensch bin, der ohne Frühstück wiederum kein Mensch ist, habe ich auf den  ersten Kilometern nach einer Bar ausschau gehalten, die mir mein ersehntes Cornetto und einen Cappuccino bereiten könnte. Nach einer halben Stunde sah ich dann am Straßenrand 3 Italiener vor einer Bar sitzen und bin eingefallen. Nach ca 40 km verließ ich dann den See, und nach einiger Zeit waren die letzten Berge in meinem Rücken verschwunden. Plötzlich viel mir auf, dass ich seit Köln nicht mehr nur plattes Land am Horizont hatte. Natürlich hatte ich die ganze Zeit die Sehne im Hinterkopf und trat etwas konzentrierter in die Pedale, soll heißen mit weniger abknicken. Ich kann schonmal vorweg nehmen: Ihr gehts wieder super. Es ist nicht so als hätte ich sie nicht manchmal gespürt, aber sie hat weder geschabt noch weh getan. Als es gegen 10:30 die 30 ºC Marke überschritt, wusste ich was mir heute bevorsteht. Die Sonne fing langsam an zu brennen. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon 60 km geschafft. In Strasbourg bin ich dann erst losgefahren. :) Plötzlich fiel mir wieder ein, das ich mal über ein kleines Banner oder ähnliches nachgedacht hatte, das mein Vorhaben zeigt. An irgendeiner Stelle habe ich mir von einem uralten Werbebanner ein großzügiges Stück von diesem Planenmaterial abgeschnitten, es an der Tankstelle gesäubert und mit einem Edding beschriftet und angebracht.  Ab jetzt hagelte es nur noch Blicke und FORZA! Rufe von Vorbeifahrenden. Leider habe ich heute, sowie ich zwischen Freiburg und lörrach mein Fahrradtshirt verloren hatte, meine Handschuhe verloren. Ich hoffe meine Hände werden es mir verzeihen, schneller Taub werden sie dadurch auf jeden Fall. Irgendwann brannte die Sonne so unglaublich das ich mich gebraten fühlte. So machte ich ein Stündchen Siesta und ruhte mich aus, 80 km waren geschafft, 50 km waren noch zu machen. Die Frage: Hemd an und schwitzen aber Haut schonen, oder Hemd aus und kühler, quälte mich. Vorweg: Hab mich für ohne entschieden. Also düste ich weiter. Meine Beine gingen ab wie Schmitz Katze. Ich glaub das Alpentraining hat mir unglaublich viel Kraft gebracht. Wobei es allerdings nicht half ist bei der Affenhitze. Bei 36 ºC Höchsttemperatur durch die Felder des Piemont zu fahren, während vor einem die Strasse nur so flackert und man sich pro Stunde nahezu einen Liter Wasser reinkippt, ist hart an der Grenze zum "Ungesunden". Als mein Wasser einmal leerging, und ich in einem der alle 6 km kommenden Dörfern nach Wasser suchte doch alles wegen der Mittagshitze zu hatte, hab ich mal gemerkt wie es ist wirklich Durst zu haben. Die Landschaft war nicht schön. Überall Reisfelder, die in einem ekelhaften Brackwasser getränkt sind. Wie schon gesagt, alle paar Kilometer mal ein winziges Dorf, alle 20 km ein etwas größeres. Ich übertrat die Grenze der Regionen Piemont/Lombardei (wie bei uns Bundesländer) zweimal. Einmal lag sie direkt über dem Po. Also dem Fluss...Somit befinde ich mich jetzt in Alessandria wieder im Piemont. Kurz vor dem einzigen Campingplatz in der Gegend ging es dann nocheinmal etwas hügeliger zu, aber das war wie gesagt von der Kraft her kein Problem. Und nach dem Duschen stellte ich überraschenderweise fest nirgendwo einen Sonnenbrand bekommen zu haben. Lasset das schwarz werden also beginnen. Aber nun zum Campingplatz und überhaupt zum Ambiente her: So sehr ich Italien liebe, das hier ist echt der größte Scheiß. Nicht nur das die Gegend bei der Fahrt kein schöner Anblick war. Der Campingplatz ist zwar mit 9 Euro extrem günstig, allerdings hab ich sehr schnell gemerkt warum. Warm duschen kostet extra ( ok, bei 33 Grad zu verkraften) kein Internet, eine sehr desinteressierte chefin, keine Bar (es steht zwar bar an einem Haus dran, aber das sieht aus wie ein leerstehendes Ladenlokal). Insgesamt einfach unschön. Wenigstens einen schönen und schattigen Platz hab ich. Was mir aber wenig bringt, da es gerade um 21:20 noch 30, 9 ºC sind und ich morgen ohnehin wieder sehr früh aufstehen werde. Eine Plage sind die Mücken: sowas hab ich nun echt noch nicht erlebt. Seit ich hier bin haben mich schon gefühlte 3000 Mücken begattet von denen ich 2900 umgebracht habe. Das ist unnormal. Alle 10 Sekunden sitzt eine auf mir und sticht, da fällt einem selbst das schreiben schwer...CUT! Weil es grade echt nicht mehr möglich war in Alessandria weiter zu schreiben weil wirklich teilweise gleichzeitig 5 Mücken auf mir saßen, wollt ich hoch zum Campingplatz. Und was ich dann in den 20 Minuten erlebt habe lässt sich nicht in Worte fassen. DAS IST SO KRANK!!! Das Wort Plage ist keine Beschreibung. Ich musste mir die Hand vor Nase und Mund halten um Atmen zu können. Auf meinem ganzen Körper prasselte es vor den Tieren. Ich konnte nur einhändig fahren da mir die Dinger in Nase und Mund geflogen wären. Leute, das war eine Flucht. Wahrscheinlich liegt es an der feuchten und erwähnten Brackwasser-Luft, aber das war wirklich....unnormal heftig. Ich bin grad ins Zelt gehechtet und hab direkt hinter mir das Fliegennetz zu gemacht. Solang mich ein paar stechen ist mir das ja egal....naja. ich versuch trotzdem mal den Blog zu ende zu bringen. Morgen geht's, mal wieder in aller hergottsfrühe, nach Genua. Endlich ans Mittelmeer. Wieder ein Highlight der Tour. 80 km, allerdings über den dort 800m hohen Apennin. Aber das sollte ich schaffen. Da jedoch noch heißeres Wetter gemeldet ist, und ich die darauffolgende LaSpezia Etappe, welche ein ununterbrochenes, gebirgiges auf und ab darstellt bei 40 Grad als nicht mehr gesund erachte, werde ich wahrscheinlich schon morgen von Genua direkt mit dem Zug nach La Spezia fahren. Dann noch 10 km weiter auf einen Campingplatz. Dann sind es nur noch 2 weitere Etappen zu meinem endgültigen Ziel. Dann wäre es tatsächlich geschafft. Krass wie schnell es doch ging. So. Jetzt häng ich noch ein paar Bilder an, die ich allerdings verkleinere, aufgrund schlechter Internetverbindung, und befriedige mich am Mückensummen die alle vorm Fliegennetz hängen. Wenn die Tage ein WLAN da ist mach ich die Bilder groß. Gute Nacht.

1 Kommentar:

  1. Haha die irren Italiener herrlich. Heute war es hier auch für Köln abartig heiß, 34 Grad! Ich saß den ganzen Tag vorm Ventilator und habe mich mit Wasser beschüttet... Wahnsinn, dass du schon bald da ist. Du bist ein Held! :)

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