Freitag, 26. Juli 2013

Cecina - Isola d'Elba: Die Erfüllung des Traums

Strecke: 55 km Fahrtzeit: 2,5 h
Als ich auf dem Schiff stand brach es über mich hinein. Die Momente der Höllenqualen, die Momente des Glücks. Plötzlich war es alles greifbar. Auf diesen Moment habe ich mindestens ebenso gewartet wie mein Ziel zu erreichen. Gewissermaßen war das sogar ein Ziel. Die letzten zwanzig Kilometer habe ich dauerhaft gestrahlt wie ein Stäbchen Plutonium, wenn ich keine Ohren hätte, hätt' ich im Kreis gegrinst. Der Moment, in dem ich mein Fahrrad vom Schiff auf die Insel schob definiere ich als Glück in seiner reinsten Form. Ich musste erst einmal innehalten und konnte nicht weiterfahren. Obwohl ichs begriff, konnte ichs trotzdem nicht fassen.
Für die Statistiker: Ich bin 13 Etappen in 17 Tagen gefahren gefahren, und habe seit Niehl insgesamt 1410 km zurückgelegt. 72 Stunden und 38 Minuten hat sich mein Vorderrad gedreht, ob geschoben oder gefahren. (An dieser Stelle sei gesagt, dass dort jeder Kilometer mitgezählt hat, der Tacho war am Fahrrad wenn ich essen gefahren bin, wenn ich Berg-Abfahrten gemacht habe etc.) Das ergibt für jede Etappe im Durchschnitt 108,46 km und 5,58 Stunden. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 19,41km/h. Ich habe 40 Liter Wasser getrunken und 3000 Liter ausgeschwitzt. :D Soviel dazu. Viel wichtiger sind allerdings andere Dinge die ich zu sagen habe. Jede Etappe war für sich eine ganz eigene Erfahrung und glich selten einer Anderen. Jeden Tag änderten sich Natur, Sprache und Kultur. Das Fahrrad änderte sich übers "Velo" zum "Bicicletta" oder kurz "Bici". Ich habe viele Menschen getroffen. Besonders blieben mir Ari Ras, Jonny und Joe (ohne Scheiß :D ) und der Kerl, dessen Namen ich vergessen habe, mit dem ich ab Basel viele Kilometer zurückgelegt und am nächsten Tag in Andermatt wiedergetroffen habe, in Erinnerung. Müsste ich sagen welche Etappen besonders Erinnerungswert sind und welche weniger, würde das folgendermaßen aussehen. Besonders Erinnerungswert war die zweite Etappe durch das Mittelrheintal. Wunderschön. Die siebte und damit erste Etappe durch die Schweiz, mit der ersten Überquerung eines Gebirgszuges und der ersten Ahnung von Schmerzen. Eigentlich auch die beiden folgenden Etappen in der Schweiz. Wie ich mich über den Gotthardpass geprügelt und noch am selben Tag nach Italien geschleppt habe. Vielleicht noch Alessandria - Massa, mit der Apennin-Überquerung bei 35 ºC und dem Erreichen der Toskana. Weniger Erinnerungswert war an erster Stelle Mal vom Lago Maggiore nach Alessandria. Früh am Morgen gestartet entwickelte sich der Tag einfach beschissen. Diese Mückenplage werde ich sicher mein Leben nicht vergessen. An dieser Stelle sei nochmal gesagt: Ihr könnt euch das nicht vorstellen :D. Wenn ich etwas zu den Länder sagen sollte sähe das so aus: Die 600 km durch Deutschland musste ich lernen, wie man bei so einer Fahrradtour Fahrradfahren muss. Da gehört einiges zu, unter anderem Ernährung, mentale Dinge und Fahrtechnik. Petrus gab mir dazu angemessene Temperaturen und strahlenden Sonnenschein jeden Tag. Auf den 300 km durch die Schweiz relativierte sich alles vorher da gewesene in Bezug auf das, was man mit dem nötigen Ehrgeiz schaffen kann und was Höhenmeter bedeuten. Die 500 km durch Italien waren durch und durch von Hitze geprägt. Jeden Tag an der 35 ºC Grenze bedeutete auch meine Grenze und machte die Apennin Überquerung zu einer ähnlichen Belastung wie die Alpen. Nur anders. Dies war wiederum der Grund für das Auslassen der Etappe Genua - La Spezia, die gesundheitlich nicht zu fahren war, und die ich noch am selben Tag mit dem Zug zurücklegte. Der Schock am Lago Maggiore, dass die Fahrt wegen meiner Achillessehne möglicherweise abgebrochen werden muss, hat sich glücklicherweise durch Gegenmaßnahmen ausgelöst. Der gehts wieder ganz gut. Eine spezielle Erfahrung war auch, die Zeit alleine verbracht zu haben. Das hat etwas, das ich hier nicht erklären kann. Aber es ist da. Da fällt mit noch was ein: die Schweiz hat selbst auf den höchsten Gipfeln und in den abgelegensten Tälern bessere mobile Internet Verbindungen als so mancher deutscher Festanschluss. Italien wiederum hat selbst in den größten Metropolen beschisseneres WLAN als so manches deutsches Mobilnetz. Soviel dazu. Jetzt möchte ich ein paar Danksagungen machen, und dabei habe ich mich für eine chronologische Rheinfolge entschieden. Radon dafür, mir ein Bike zu verkaufen, das nicht ein einziges Mal einen Mucks von sich gegeben hat und diese außerordentliche Belastung ohne Blessuren überstanden hat. Dann Judith, die mir ganz banal die Idee in den Kopf gesetzt hat, welche sich innerhalb einiger Wochen zu einem festen Vorhaben entwickelte. Und nun zum wichtigsten: Babbo, Muddi und Oma, ohne deren Unterstützung ich diese Tour nicht hätte finanzieren können. Ihr Drei seid ohnehin die Besten. (Muddi, zeig Oma mal den Blog und erklär ihr was das ist) Ich danke meiner Grundschule-Lehrerin, mir schreiben gelehrt zu haben. Ohne dich wäre dieser Blog nicht zustande gekommen. Ich danke dem Genitiv, dessen Dasein eine tolle Sache ist. Auf das du, entgegen der Erwartungen derer, die sich Linguisten nennen, uns noch einige Zeit erhalten bleibst. Und am Ende danke ich euch! Allen Freunden und Bekannten, allen Menschen die mir beim vorbeifahren ihren Daumen, ihren Stinkefinger oder etwas anderes gezeigt oder zugerufen haben, jedem Autofahrer der mich umbringen wollte, jedem mit dem ich mich beim morgentlichen Frühstück unterhalten habe. Ihr habt mich gepusht, eure Kommentare, Nachrichten und Sms haben mich erst die ein oder andere Etappe überstehen lassen. Jede meiner Freuden- und Schmerzenstränen widme ich euch. Viele Menschen, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen oder gehört habe, haben sich bei mir gemeldet. Das finde ich graziös ;) Ich habe mir täglich alle Mühe gegeben, euch so gut es ging an den Etappen und Erfahrungen teilhaben zu lassen. Und der Resonanz zu Folge habe ich das scheinbar auch öfters geschafft.
Diese Zeit zählt zu den schönsten meines Lebens und ich denke, dass ich die Tage nie vergessen werde. In Zukunft werde ich wohl öfter Touren mit dem Fahrrad machen, wenn  auch nicht vergleichbar mit dieser. Schon jetzt habe ich eine neue Idee, durch ein Schild vor mir, auf dem der Verleih eines Kanus angeboten wird. In ein paar Tagen werde ich mir eines mieten und die Mittelmeerküste bis nach Sizilien runterpaddeln. Dazu ein gesonderter Blog. Bis dahin freue ich mich, bei einem Freund meines Vaters 200 m vom Meer wohnen zu können, was es mir ermöglicht sehr günstig zu leben. Ich habe vor, bis Ende August, max. bis zur ersten Septemberwoche zu bleiben und mich zu erkundigen, wie man mit dem Zug wieder nach Hause kommt. Bis dahin werde ich hier die Strapazen des Studiums und der Fahrt kompensieren, und mich schwarz brennen lassen ;) Was nicht heißt dass ich untätig bleiben werde. Die Insel ist wie gemacht zum Fahrradfahren, es gibt nahezu keine ebenen Strecken, nur Hügel und Berge. Was will man mehr :D. So bleib ich wenigstens fit, und erlebe die Insel beim mittlerweile 17. Besuch mal ganz anders. Mitte August kommen mich ein Freund (der Heidelberger Alkoholiker) mit seiner Freundin (wird zum Alkoholismus von ihm getrieben), und eine gute Freundin (keine Alkoholikerin) besuchen. Sogar mein italienischer Austauschschüler von vor 10 Jahren kommt vielleicht vorbei. Schön nochmal bekannte Gesichter zu sehen. Da ich zum einen gerade einfach nur genieße und nicht nur rumrenne und Fotos mache, und zum anderen Elba schon aus fast jeder erdenklichen Position fotografiert habe (von denen ich glaube ich zwei oder drei dazu tue) , hänge ich nicht sehr viele Bilder an. Ich denke, dass, nachdem etwas Zeit vergangen ist, ich mich nochmal hier melde und ein paar Highlights hochlade. Tja. Jetzt habe ich mit einigen Pause knapp 3 Stunden an diesem Blog geschrieben, korrekturgelesen (Um mich auf den zweiten Blog zu beziehen, ich schrieb dort "ich weiß es besser, kann es aber auf dem Phone nicht", was jetzt noch falsch ist, weiß ich nicht besser, und ist definitiv die Schuld der Grundschullehrerin) und überlege krampfhaft, ob ich alles was ich zu sagen habe gesagt habe. Ich denke schon. Und wie beendet man so einen Blog? So!

Mittwoch, 24. Juli 2013

Massa - Cecina: Die Schönheit der Toskana

Strecke: 110 km Fahrtzeit: 4:55 h
Die vorletzte Etappe. Ich werd mich heut echt mal kürzer fassen, bevor ich morgen den letzten Blog für die Tour schreiben werde, der mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr lang wird, weil ich dann einiges zu sagen habe. Jetzt muss ich mal grad nachdenken, ich weiß garnicht wies losging...Ahja. Ich bin erst um 10 losgefahren, da ich mir gestern mal das eine oder andere zusätzliche Bier gegönnt habe. Außerdem wollte ich mal ausschlafen. Ich hatte noch ca 150 km nach Piombino, dem Hafen von dem aus es nach Elba geht, vor mir. Also für zwei Etappen herzlich wenig. Aber da ich in Ruhe und nicht zu spät auf Elba ankommen will, habe ich mir vorgenommen heute einen großen Teil davon zu schaffen. Das zweite Mal auf meiner Tour hatte ich Glück bei dem Preis für meine Übernachtung. (Ich merk jetzt schon, kurz fassen ist nicht mein Ding) Als ich Bezahlen wollte sagt die Frau: "Ok, 15 Euro fürs Zelt, 8 für die Person, 40 Cent Taxe." Schaut auf ihren Taschenrechner, tippt zögerlich herum...Ich sag zweimal "23,40" und denke mir, "kann die denn garnicht rechnen?". Guckt mich an, zwinkert und hält mir, damit ihre Kollegen es nicht sehen, einen Zettel vor, auf dem 15 Euro steht. Sehr nice! Schon beim losfahren bzw aufstehen war ich total glücklich, weil ich so verliebt in die Toskana bin, und ich mich hier immer total wohl fühle. Drei Jahre ist es schon her, dass ich das letzte Mal hier war. So lange war ich noch nie abstinent :D. Auf den ersten 30 km fuhren unheimlich viele Rennradfahrer, und einen schien ich sehr damit zu ärgern, dass ich 15 km in seinem Windschatten fuhr. Dass ich ihn ab und zu mal überholt habe hat ihm den Rest gegeben :D Bei der ersten Pause unterhielt ich mich nett mit 6 Männern und Frauen der Italienischen Luftwaffe, habs aber leider verpeilt ein Foto zu machen. Nach 50 km streifte ich Pisa und entschied mich, ein weiteres Mal zum Turm zu fahren, um die "Ich halte den Turm" Pose mit meinem Fahrrad einzunehmen. Weiter ging es durch schier unendliche Sonnenblumenfelder, schaut euch das Bild an, und über von Pinien gesäumten Strassen. Mit ca 33 Grad war es nicht ganz so heiß wie die Tage zuvor, und ohne Steigungen ließ es sich aushalten. Irgendwann auf einer Autobahn ähnlichen Straße wars dann so weit: Ein lautes Zischen entwich meinem Vorderrad. Ich musste schmunzeln und dachte, klar dass es nicht ohne ging. 1300 km ohne Platten sind trotzdem eine Marke. Also Augenblicklich stehen geblieben, bei der Last zerstörts schnell den Mantel oder die Felge. Was war ich froh eine Warnweste dabei zu haben...Die nächste Stadt war Livorno. Dort ging ich in einen H&M und kaufte mir für 10 Euro noch ein Tshirt und ein Unterhemd, da mein jetziges durch das zeitweise Tragen während dem Fahren ziemlich mitgenommen aussah. Die nächsten 20 km waren fantastisch. Die "Via Aurelia", eine der alten Römerstrassen, welche in diesem Fall von Rom aus nach Norden führt, lief direkt an der steilen und wunderschönen Küste entlang. Der Blick gleitete über das unendliche, azurblaue Meer. Leider war es manchmal auch wieder sehr steil, was bei der Hitze wieder hart war. Aber ich hatte im Hinterkopf, dass ich die Kilometer für morgen auf ein Minimum schrumpfen wollte. So habe ich es bis knapp vor Cecina geschafft. Schon am Morgen habe ich mir die günstigsten Campingplätze herausgesucht, in dieser Hochsaison sind die hier abartig teuer. Und ich hab einen für unfassbare 18 Euro gefunden. Das wichtigste für mich war, endlich nochmal meine Klamotten waschen zu können, und siehe da, hier gibts ne Waschmaschine, die übrigens eine tolle deutsche Übersetzung hatte :D schauts Bild an. Während die ihren Dienst tat, bin ich schnell die paar Meter ans Meer gefahren und habs endlich getan. Boah, was tat das gut! Zurück, duschen und essen. Jetzt sitze ich noch bei einem Feierabendbier auf der Terrasse und genieße. Morgen noch 50 km auf dem Festland, rauf aufs Schiff und noch 10 km nach Bagnaia, wo ich, was der Hammer ist, dank meinem Vater bei einem Freund umsonst wohnen kann. Gegen gelegentliches aushelfen ;) Ich checks einfach noch nicht, es kommt mir vor als wäre es gestern gewesen, dass ich in Niehl losgefahren bin. Auf der einen Seite. Auf der anderen denke ich an jede der unglaublichen Qualen zurück und an jeden der fantastischen Momente, wenn ich wieder etwas geschafft habe, was ich nie geglaubt hätte. Aber als "Ganzes" realisiere ich es noch nicht. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass das nach ein paar Tagen in Elba kommt. Ende.

Dienstag, 23. Juli 2013

Alessandria - Massa: Toskana und Meer, was will man mehr?

Strecke: 110 km Fahrtzeit: 5,5 h Vorweg: Google hat Latitude eingestellt, ihr könnt mich nicht mehr Orten. Gerade jetzt. Deshalb hänge ich auch noch am Lago Maggiore fest. Das Plugin fliegt schnellstmöglich raus. So, zu heute: Toskana und das Meer. Endlich erreicht. Wow, das ist ein geiles Gefühl. Allerdings musste ich auch nocheinmal alles dafür geben. Ich bin doch erst um halb 8 aufgestanden, da der Schlaf bei den Temperaturen nicht erholsam war. (Ihr wisst was ich meine) Runter nach Alessandria frühstücken,  (dieses "Mensch" Ding) und um 9 gings dann los. Relativ schnell wurde es wieder richtig warm, und folglich bald auch heiß. Die ersten 30 km gingen ohne größere Steigungen von statten, ich musste aber wegen den Temperaturen oft Pausen machen. Irgendwann machte sich dann der Apennin bemerkbar und es wurde hügeliger. Die Landschaft wurde endlich wieder schöner, der hier wild wachsende Fenchel ließ die Luft duften und die Felder bestanden aus Sonnenblumen und Weinreben. Das war ein schöner Anblick. Im letzten größeren Ort vor der wirklichen Steigung, Gavi, nutzte ich die Gelegenheit um meine Flaschen noch ein letztes Mal aufzufüllen und einen Snack ein zu nehmen. Danach gings zur Sache. Von Gavi aus waren noch 500 Höhenmeter auf 20 km zu bewältigen. Und die waren brutal. Ich hab ja schon oft in meinen Blogs geschrieben, dass ich dieses und jenes noch nicht erlebt habe, das liegt aber daran dass ich viele, auf dieser Fahrt auf mich zugekommene Dinge, wirklich noch nie erlebt habe. Und das war wieder so eine Erfahrung. Ich kann nicht sagen ob es härter war als die Alpenetappen, dazu lässt sich das zu schwer vergleichen. Die Steigung war vielleicht etwas weniger krass. Aber die Hitze ist eine enorm hässliche Komponente. Um so länger ich mich bei 35 ºC auf den ca 770 m hohen Pass herauf quälte, desto mehr dachte ich daran, dass es den medizinischen Hitzeschock wirklich gibt, und man den Begriff nicht nur einfach so benutzen kann. Davor hatte ich besonders am Ende Angst. Mein Herz schlug so schnell und kräftig, dass ich dachte dass es mir gleich die Brust zerreißt. Meine Lunge schmerzte durch die Belastung den nötigen Sauerstoff aus der heißen Suppe zu filtern. Glücklicherweise schlängelte sich ein Bach lange entlang der Strecke. Und der war so unglaublich klar und schön, dass man die Fische dort schwimmen sehen konnte. Ich hab mich dort einige Male vorsichtig abgekühlt. Auf n Kälteschock hatte ich genauso wenig Lust. Die letzten zwei Kilometer waren die heftigsten, verbal gebattled hab ich mich mit diesem verdammten Pass. Doch wie ichs ihm schon die ganze Zeit sagte, hat er im Endeffekt keine Chance und verloren, und die allerletzte erwähnenswerte Steigung auf der Reise nach Elba war geschafft! Selbst hier oben waren es noch "kühlere" 30 Grad. Es folgte eine der etlichen, jedoch aber jetzt auch letzten Abfahrten runter nach Genua. Ich finde italienische Großstädte nie wirklich schön, da es generell scheißenheiß ist wenn ich da bin, laut, stinkig und dreckig ist. Aber mit dem vollbepackten Fahrrad durch Genua zu fahren ist nochmal son ganz eigenes Ding. Ich bin aber einfach dazu übergegangen genauso Fahrrad zu fahren wie die Italiener Auto fahren :) Ich lebe noch! Und heute wurde zur Gewissheit, dass ich die nächste Etappe überspringen muss. Ich möchte mich nicht ins Krankenhaus bringen, weil ich so bescheuert war bei 40 Grad ein ständiges auf und ab zu fahren. Die Italiener sagen dass die nächsten Tage Luft aus Afrika rüber kommt. Na toll, das bedeutet Süd- und damit Gegenwind. In Genua auf besser Wetter zu warten geht aber auch nicht, da es zu teuer ist. Also bin ich zum Bahnhof, um ein Ticket per mio e mia bicicletta zu kaufen. Und Zug fahren in Italien ist meiner Erfahrung nach etwas ganz besonderes :D Rausgesucht hab ich einen, der um 5 uhr fährt und um 6 in La Spezia ankommt. Den darf ich aber wegen dem Fahrrad nicht nehmen, zur gleichen Uhrzeit kommt einer, in dem das geht und ich 2 Stunden brauche. Und siehe da, mein Fahrrad kostet nix zusätzlich. So. Genua - La Spezia ca. 100 km, macht 7,50 €. Da komm ich nicht mal nach Bonn für :D. Jetzt nutze ich die Zeit und schreibe den Blog schonmal, zumindest für das was bisher passiert ist. Denn in La Spezia ausgestiegen ist meine Aufgabe, versifft und stinkend wie ich bin (Im Zug meiden die Menschen meine Nähe...) noch 25 km so schnell wie möglich zurückzulegen, um die Grenze zwischen Ligurien und der Toskana zu überschreiten. (Achja, vergessen: am Pass hab ich die Grenze vom Piemont und Ligurien überquert) Auf Höhe "Massa" gibts viele Campingplätze, die meisten machen aber um 8 halb 9 die Schranken zu. Und ich brauch die Dusche. Aber bevor ich dass tun werde, und auch bevor ich esse, mache ich etwas, für das ich nun 1250 km und 65:30 h geschwitzt habe: INS MEER SPRINGEN. Ich kanns noch garnicht fassen, mit dem Fahrrad am Mittelmeer angekommen zu sein. Ich bin soooo glücklich, dass es mir scheißegal ist, was heute Abend noch so alles auf mich zukommt. Und endlich bin ich in der Toskana angekommen, welche ich so sehr liebe. Pinien, Palmen, Meer. Toll, toll, Supertoll!!! Weiter gehts wenn ich angekommen bin.
So. Bin ich jetzt auch. Natürlich hatte der Zuga auch noch Verspätung, widurch ih unheimliche Zeitknappheit hatte, einen Schlafplatz zu finden. 5 km vor den ganzen Campingplätzen hab ich die Grenze in die Toskana überquert. YES! Poah, aber was hab ich mich die letzten 20 km gequält. Mit Hunger und Durst wollt ich nurnoch Duschen und Essen. Glücklicherweise wurde ich fündig, bezahl aber glaub ich ein Höllengeld für die Nacht. Glaube 22 Moppen oder so. Aber was sollte ich andres machen. Glücklicherweise wieder ein WLAN, dass aber leider immer noch nicht ausreicht, die Abfahrts-Videos raufzuladen. Irgendwann wirds schon klappen. Schwimmen tu ich heute auch nicht mehr. Ich bin einfach überglücklich endlich was zu essen zu haben, sauber zu sein und einen Schlafplatz zu haben. Ich verdrück gerade n Pferd, der Kerl hat mih bei meiner Bestellung ganz komisch angeguckt. Bin auch grad ein bisschen durch,  verzeiht mir wenn ich zum Ende hin etwas Wirr schreibe, der Tag hat mich geschafft. Diese Hitze mit dem Pass, der Krach, das Zug fahren, der Stress...aber jetzt werd ichs ganz ruhig angehen lassen. Nurnoch 2 Etappen bin ich von Elba entfernt. Und die gehen nur am Meer lang. Meine Haut ist jetzt schon ganz Salzig. Richtig Schöne Toskana Fotos, vielleicht auch mit Sonnenuntergang am Meer, gibts dann morgen! Machts gut. Achja, macht mal die 5000 Klicks klar! ;)

Montag, 22. Juli 2013

Baveno - Alessandria: Durchquerung der Wüste Gobi

Strecke: 130 km Fahrtzeit: knapp 6 h Heiß, Heiß und nochmal heiß. Das war das Motto des heutigen Tages. In etwa genau so wie bei euch Zuhause, nur dass die Sonne hier einfach nochn Stückchen krasser ist. Nach den 3 Tagen Rast am Lago Maggiore, an denen ich mich von den Alpen erholte und meine Achillessehne schonte, war ich ganz heiß darauf endlich weiter zu fahren. Wenn man einmal drin ist in dieser sportlichkeit, fühlt man sich ganz faul wenn man nix tut als rumgammeln. Gestern nochmal mit einer Gondel auf einen Berg hochgefahren und die Abfahrt genossen. Heute bin ich dann um 5 aufgestanden. Zum einen um den Sonnenaufgang mitzubekommen, zum anderen weil ich ahnte dass es heiß werden würde. Nachdem ich gegen halb 6 alles verstaut hatte ohne hoffentlich den ganzen Campingplatz aufzuwecken, gings los. Da ich jedoch ein Mensch bin, der ohne Frühstück wiederum kein Mensch ist, habe ich auf den  ersten Kilometern nach einer Bar ausschau gehalten, die mir mein ersehntes Cornetto und einen Cappuccino bereiten könnte. Nach einer halben Stunde sah ich dann am Straßenrand 3 Italiener vor einer Bar sitzen und bin eingefallen. Nach ca 40 km verließ ich dann den See, und nach einiger Zeit waren die letzten Berge in meinem Rücken verschwunden. Plötzlich viel mir auf, dass ich seit Köln nicht mehr nur plattes Land am Horizont hatte. Natürlich hatte ich die ganze Zeit die Sehne im Hinterkopf und trat etwas konzentrierter in die Pedale, soll heißen mit weniger abknicken. Ich kann schonmal vorweg nehmen: Ihr gehts wieder super. Es ist nicht so als hätte ich sie nicht manchmal gespürt, aber sie hat weder geschabt noch weh getan. Als es gegen 10:30 die 30 ºC Marke überschritt, wusste ich was mir heute bevorsteht. Die Sonne fing langsam an zu brennen. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon 60 km geschafft. In Strasbourg bin ich dann erst losgefahren. :) Plötzlich fiel mir wieder ein, das ich mal über ein kleines Banner oder ähnliches nachgedacht hatte, das mein Vorhaben zeigt. An irgendeiner Stelle habe ich mir von einem uralten Werbebanner ein großzügiges Stück von diesem Planenmaterial abgeschnitten, es an der Tankstelle gesäubert und mit einem Edding beschriftet und angebracht.  Ab jetzt hagelte es nur noch Blicke und FORZA! Rufe von Vorbeifahrenden. Leider habe ich heute, sowie ich zwischen Freiburg und lörrach mein Fahrradtshirt verloren hatte, meine Handschuhe verloren. Ich hoffe meine Hände werden es mir verzeihen, schneller Taub werden sie dadurch auf jeden Fall. Irgendwann brannte die Sonne so unglaublich das ich mich gebraten fühlte. So machte ich ein Stündchen Siesta und ruhte mich aus, 80 km waren geschafft, 50 km waren noch zu machen. Die Frage: Hemd an und schwitzen aber Haut schonen, oder Hemd aus und kühler, quälte mich. Vorweg: Hab mich für ohne entschieden. Also düste ich weiter. Meine Beine gingen ab wie Schmitz Katze. Ich glaub das Alpentraining hat mir unglaublich viel Kraft gebracht. Wobei es allerdings nicht half ist bei der Affenhitze. Bei 36 ºC Höchsttemperatur durch die Felder des Piemont zu fahren, während vor einem die Strasse nur so flackert und man sich pro Stunde nahezu einen Liter Wasser reinkippt, ist hart an der Grenze zum "Ungesunden". Als mein Wasser einmal leerging, und ich in einem der alle 6 km kommenden Dörfern nach Wasser suchte doch alles wegen der Mittagshitze zu hatte, hab ich mal gemerkt wie es ist wirklich Durst zu haben. Die Landschaft war nicht schön. Überall Reisfelder, die in einem ekelhaften Brackwasser getränkt sind. Wie schon gesagt, alle paar Kilometer mal ein winziges Dorf, alle 20 km ein etwas größeres. Ich übertrat die Grenze der Regionen Piemont/Lombardei (wie bei uns Bundesländer) zweimal. Einmal lag sie direkt über dem Po. Also dem Fluss...Somit befinde ich mich jetzt in Alessandria wieder im Piemont. Kurz vor dem einzigen Campingplatz in der Gegend ging es dann nocheinmal etwas hügeliger zu, aber das war wie gesagt von der Kraft her kein Problem. Und nach dem Duschen stellte ich überraschenderweise fest nirgendwo einen Sonnenbrand bekommen zu haben. Lasset das schwarz werden also beginnen. Aber nun zum Campingplatz und überhaupt zum Ambiente her: So sehr ich Italien liebe, das hier ist echt der größte Scheiß. Nicht nur das die Gegend bei der Fahrt kein schöner Anblick war. Der Campingplatz ist zwar mit 9 Euro extrem günstig, allerdings hab ich sehr schnell gemerkt warum. Warm duschen kostet extra ( ok, bei 33 Grad zu verkraften) kein Internet, eine sehr desinteressierte chefin, keine Bar (es steht zwar bar an einem Haus dran, aber das sieht aus wie ein leerstehendes Ladenlokal). Insgesamt einfach unschön. Wenigstens einen schönen und schattigen Platz hab ich. Was mir aber wenig bringt, da es gerade um 21:20 noch 30, 9 ºC sind und ich morgen ohnehin wieder sehr früh aufstehen werde. Eine Plage sind die Mücken: sowas hab ich nun echt noch nicht erlebt. Seit ich hier bin haben mich schon gefühlte 3000 Mücken begattet von denen ich 2900 umgebracht habe. Das ist unnormal. Alle 10 Sekunden sitzt eine auf mir und sticht, da fällt einem selbst das schreiben schwer...CUT! Weil es grade echt nicht mehr möglich war in Alessandria weiter zu schreiben weil wirklich teilweise gleichzeitig 5 Mücken auf mir saßen, wollt ich hoch zum Campingplatz. Und was ich dann in den 20 Minuten erlebt habe lässt sich nicht in Worte fassen. DAS IST SO KRANK!!! Das Wort Plage ist keine Beschreibung. Ich musste mir die Hand vor Nase und Mund halten um Atmen zu können. Auf meinem ganzen Körper prasselte es vor den Tieren. Ich konnte nur einhändig fahren da mir die Dinger in Nase und Mund geflogen wären. Leute, das war eine Flucht. Wahrscheinlich liegt es an der feuchten und erwähnten Brackwasser-Luft, aber das war wirklich....unnormal heftig. Ich bin grad ins Zelt gehechtet und hab direkt hinter mir das Fliegennetz zu gemacht. Solang mich ein paar stechen ist mir das ja egal....naja. ich versuch trotzdem mal den Blog zu ende zu bringen. Morgen geht's, mal wieder in aller hergottsfrühe, nach Genua. Endlich ans Mittelmeer. Wieder ein Highlight der Tour. 80 km, allerdings über den dort 800m hohen Apennin. Aber das sollte ich schaffen. Da jedoch noch heißeres Wetter gemeldet ist, und ich die darauffolgende LaSpezia Etappe, welche ein ununterbrochenes, gebirgiges auf und ab darstellt bei 40 Grad als nicht mehr gesund erachte, werde ich wahrscheinlich schon morgen von Genua direkt mit dem Zug nach La Spezia fahren. Dann noch 10 km weiter auf einen Campingplatz. Dann sind es nur noch 2 weitere Etappen zu meinem endgültigen Ziel. Dann wäre es tatsächlich geschafft. Krass wie schnell es doch ging. So. Jetzt häng ich noch ein paar Bilder an, die ich allerdings verkleinere, aufgrund schlechter Internetverbindung, und befriedige mich am Mückensummen die alle vorm Fliegennetz hängen. Wenn die Tage ein WLAN da ist mach ich die Bilder groß. Gute Nacht.